Eine andere Art von Landschaftsdesign
Wo ist das?
Für mich sah das auf Anhieb aus wie im Kantabrischen Gebirge in Nordspanien (wo ich häufiger war) - und damit lag ich gar nicht mal schlecht.
Beim genauen Betrachten der Kleidung der Menschen wird klar, dass dies eine historische Szene sein soll, sehr historisch, 2021 Jahre alt. Und es soll auch nicht Nordspanien sein, sondern das Heilge Land, zu der Zeit, als von Kaiser Augustus ein Gebot ausging, dass ... der Rest ist bekannt.
Das Bild faszinierte mich und ich fing an zu forschen, in welchem Kontext es steht. Und ich fand heraus, dass es ein Beispiel für den in Spanien weit verbreiteten "belenismo" ist, zu deutsch Bethlehemismus. So wie es bei uns landauf landab Fußball-, Segelflug- und Modelleisenbahnclubs gibt, die sich regional oder national zu Verbänden zusammenschließen, gibt es in Spanien halt diese Freizeitbeschäftigung, Szenen in Form von Dioramen zu kreieren, die in einem Zusammenhang mit Christi Geburt stehen. Und dieses Hobby wird keineswegs nur in der Vorweihnachtszeit betrieben, sondern rund ums Jahr. Da gibt es ganz einfache Arbeiten, naive, teilweise auch kitschige, oft aber wirklich sehr realistische Dioramen, die weit über den Stall von Bethlehem hinausgehen. Und für die notwendigen Figuren gibt es eine ganze Industrie.
Dass ich fand, dass es wie in Nordspanien aussieht, kommt nicht von ungefähr, sondern liegt an einer relativ neuen Tendenz innerhalb dieses Hobbys. Früher versuchte man, Landschaften des Heiligen Landes nachzustellen, fand dann aber, dass man viel zu wenig wusste, nicht genügend gute Vorlagen hatte, und fand dann heraus, dass man im Lande selber Landschaften zu Hauf hat, die sehr gut auch in Jordanien etc. sein könnten, wo man aber hinfahren, fotografieren und sich inspirieren lassen kann.
Und, ehrlich gesagt, ich bin immer noch hingerissen von dieser Szene. Ich konstatiere eine Detailverliebtheit, die jedoch nicht per Platzierung von käuflichem Kleinkram entsteht, sondern mit den Methoden und den Materialien des allgemeinen Landschaftsbaus, wo man aber nicht dort Halt macht, wo der Modellbahner sagt: gut genug, jetzt kommt aber endlich das Gleis, sondern wesentlich weiter geht. Immer weiter. Hut ab!